Purple Cow, Warum Mittelmass kein Geschäftsmodell ist

Es gibt Bücher, die begleiten einen lange, weil sie einen grundlegenden Gedanken nicht nur erklären, sondern dauerhaft verändern, wie man auf die Welt schaut. Purple Cow von Seth Godin ist für mich genau so ein Buch. Nicht, weil es besonders dick oder tiefschürfend wäre. Sondern weil es radikal klar ist.

Seine Kernthese: In einer Umgebung, in der wir mit Angeboten, Produkten und Dienstleistungen überflutet werden, ist „gut“ nicht gut genug. Wer nicht auffällt, wird nicht gesehen. Und wer nicht gesehen wird, wird auch nicht gewählt.

Was Godin wirklich meint mit „Purple Cow“

Seth Godin erzählt von einer Fahrt durch Frankreich. Wiesen, Kühe, Felder – schön, aber irgendwann nicht mehr erwähnenswert. Doch was, wenn dort plötzlich eine lila Kuh steht? Man würde hinschauen. Anhalten. Erzählen. Genau das ist das Prinzip:

“In a crowded marketplace, fitting in is a failure. In a busy marketplace, not standing out is the same as being invisible.”

Die Purple Cow steht für alles, was nicht normal ist – sondern bemerkenswert. Wörtlich: etwas, worüber Menschen von sich aus sprechen wollen. Nicht, weil es lauter ist. Sondern weil es anders ist. Godins Idee ist kein Plädoyer für schrille Effekte oder künstliche Unterscheidung. Im Gegenteil:

“You can’t be remarkable by following someone else who’s remarkable.”

Es geht um echte Eigenart. Um mutige Entscheidungen. Um Fokus. Und letztlich: um die Bereitschaft, nicht mehr für alle da sein zu wollen.

Positionierung beginnt nicht mit einem Slogan

Das war für mich die schärfste Einsicht aus dem Buch: Was oft als Positionierung verkauft wird – Logos, Claims, Zielgruppen-Avatare – ist nur die Oberfläche. Godin zwingt einen dazu, tiefer zu schauen.

“The product is the marketing.”

Ein mittelmässiges Produkt lässt sich nicht gut genug erklären. Eine austauschbare Dienstleistung bleibt auch mit der besten Website austauschbar. Wenn das Angebot nicht bemerkenswert ist, nützt der schönste Funnel nichts. Das ist unbequem – aber ehrlich. Und eine Einladung, sich wieder mit dem Kern zu beschäftigen.

Relevanz für kleine Unternehmen: radikal gross

Ich glaube, Purple Cow ist gerade für kleine Unternehmen so wertvoll, weil es genau dort Mut statt Masse als strategisches Kapital ernst nimmt. Wer keine Millionen in Werbung steckt, muss durch Klarheit gewinnen. Durch Einzigartigkeit. Durch Haltung.

“The riskiest thing you can do now is be safe.”

Und das stimmt. Sicherheit in der Positionierung – im Sinne von „Wir machen’s wie alle anderen“ – ist heute der sicherste Weg in die Austauschbarkeit.

Was ich daraus mitgenommen habe

Für meine eigene Arbeit war und ist Purple Cow ein Kompass. Nicht im Sinne von „Was ist das nächste grosse Ding?“. Sondern als ständige Erinnerung an eine zentrale Frage: Was ist an diesem Angebot, diesem Projekt, diesem Unternehmen so besonders, dass man darüber sprechen möchte – ganz ohne Marketing?

Diese Frage stelle ich heute früh. In Workshops. In Positionierungsprojekten. Und mir selbst. Nicht, weil es leicht ist, sie zu beantworten. Sondern weil alles, was folgt – Strategie, Kommunikation, Aussenwirkung – davon abhängt.

Fazit

Purple Cow ist kein klassisches Marketing-Buch. Es ist ein Realitätscheck – in 150 Seiten. Wer es ernst nimmt, wird sein Angebot danach nicht mehr gleich sehen. Und wer es lebt, hat etwas, das wirklich zählt: eine Idee, die sich von selbst verbreitet.

Artikel zum Buch

Übungen zum Buch