Warum wir Fehler oft falsch einschätzen
In vielen Unternehmen herrscht eine feine Kultur des Vermeidens. Fehler sind heikel. Man spricht nicht darüber. Wer sie macht, fühlt sich oft blossgestellt oder verunsichert. Doch diese Haltung hat Folgen:
- Innovation wird zur Mutprobe.
- Lernen wird zur Privatsache.
- Verantwortung wird verwässert.
Dabei liegt in jedem Fehler eine Einladung: Schau genau hin. Und mach es beim nächsten Mal besser.
„Failure is interesting – it's part of making progress.“ – James Dyson
Versuch. Irrtum. Fortschritt.
Fehler sind keine Sackgasse. Sie sind der Beweis dafür, dass man unterwegs ist. Wer Innovation will, muss Irrtum zulassen – nicht als Ausnahme, sondern als Arbeitsprinzip.
Die Psychologin Carol Dweck beschreibt das in ihrer Forschung zum Growth Mindset:
Menschen, die Lernen höher bewerten als Perfektion, gehen entspannter mit Fehlern um – und entwickeln sich schneller weiter.
In einem Projekt zur Prozessdigitalisierung wurden drei Ansätze verworfen, bevor der vierte zündete. Nicht weil die anderen schlecht waren, sondern weil sie Hinweise gaben: woran es wirklich hängt, wo die Logik falsch war. Jeder Irrtum war ein Baustein zur Lösung.
Drei Signale für eine unausgesprochene Fehlervermeidung
- Es wird wenig ausprobiert. Oft kein Mangel an Ideen – sondern Angst vor Reaktion.
- Meetings sind harmonisch. Vielleicht ehrlich, vielleicht oberflächlich.
- Prozesse werden statt Ursachen optimiert. Symptome kaschieren das Systemische.
Die Harvard-Professorin Amy Edmondson nennt das "psychologische Sicherheit": Das Vertrauen, sich auch mit Fehlern oder offenen Fragen zeigen zu können, ohne negative Konsequenzen zu fürchten. In Teams, die das nicht haben, wird gelernt – aber meist im Stillen.
Fehler als Fortschritt zu nutzen
- Fehler sichtbar machen – ohne Bühne. Nicht "Schuldige suchen", sondern Erkenntnisse teilen.
- Fehlertypen unterscheiden. Leichtsinn ist nicht Experiment. Mut ist nicht Naivität.
- Reflexion einbauen. Was hat uns klüger gemacht? Nicht nur: Was hat geklappt?
Unternehmen wie Toyota machen es vor: Fehler sind Teil des Systems – und damit Quelle für Verbesserung. Im Kaizen-Prinzip wird nicht bestraft, sondern beobachtet und optimiert.
„Without error, there is no learning. Without learning, there is no improvement.“ – Lean Thinking
Verantwortung braucht Reife – nicht Kontrolle
Fehlerkultur ist kein Kuschelfaktor. Sie ist eine Frage der Haltung. Und sie verlangt mehr als Toleranz: nämlich die Bereitschaft, Entwicklung über Status zu stellen.
In Teams, in denen Fehler offen besprochen werden, entstehen oft andere Dynamiken:
- Mehr Beteiligung.
- Schnellere Lernkurven.
- Höheres Vertrauen.
Nicht, weil Fehler gefeiert werden. Sondern weil sie nicht ignoriert werden.
Was wäre, wenn dein letzter Fehler dein wichtigster Fortschritt war?
James Dyson steht heute nicht für Perfektion. Sondern für Beharrlichkeit, Neugier und Lernlust. Vielleicht ist das die eigentliche Form von Innovation: nicht, etwas Neues zu schaffen – sondern besser zu scheitern.
Welche Haltung zu Fehlern lebt dein Team? Und wie viel Raum gebt ihr dem Lernen?