Viele Produkte scheitern nicht an der Technik – sondern an der Realität
Marty Cagan beschreibt in Inspired ein anderes Modell. Eines, das nicht mit dem Bauen beginnt – sondern mit dem Lernen. Mit Gesprächen, Tests, Beobachtungen. Mit Hypothesen statt Annahmen. Mit Offenheit statt vermeintlicher Klarheit.
„Discovery bedeutet, dass wir herausfinden, ob eine Idee funktioniert – bevor wir Zeit und Geld in die Umsetzung stecken.“
Discovery ist kein Prozessschritt. Es ist eine Haltung. Eine Haltung, die anerkennt: Wir wissen es nicht – also müssen wir fragen.
Die Wahrheit liegt beim Nutzer
Cagan betont immer wieder, wie entscheidend es ist, früh mit echten Nutzern zu sprechen. Nicht um Meinungen einzuholen – sondern um Verhaltensweisen zu beobachten, Probleme zu verstehen, Sprache zu hören.
Gute Produktteams verlassen das Gebäude – physisch oder metaphorisch. Sie testen Ideen als Prototyp, nicht als Code. Sie lassen sich überraschen. Und sie akzeptieren, dass sie oft falsch liegen – gerade dann, wenn sie sich sicher sind.
„Die besten Teams sprechen täglich mit Kunden.“
Das klingt aufwendig. Aber es ist oft der kürzeste Weg zur Klarheit. Denn wer Discovery ernst nimmt, scheitert früh – und günstig. Wer darauf verzichtet, riskiert teures Scheitern nach dem Launch.
Lernen ist kein Umweg, sondern die Abkürzung
In der Praxis wird Discovery oft als „Luxus“ betrachtet. Als etwas, das man sich leistet, wenn Zeit ist. Doch genau das ist der Denkfehler: Discovery ist kein Zusatz – sie ist die Basis. Sie verhindert, dass ganze Teams monatelang an der falschen Lösung arbeiten.
„Ohne Discovery ist Produktentwicklung ein Blindflug.“
Cagan zeigt eindrücklich, wie gute Teams Discovery nicht als Blocker, sondern als Beschleuniger nutzen. Wer früh testet, kommt schneller zur richtigen Lösung. Nicht zur ersten – sondern zur brauchbaren. Und genau das macht den Unterschied zwischen Output und Wirkung.
Discovery braucht Vertrauen – und Struktur
Discovery funktioniert nur, wenn sie erlaubt ist. Wenn Teams den Raum haben, zu forschen. Wenn Fehler willkommen sind, solange sie Erkenntnisse bringen. Und wenn das Unternehmen versteht, dass Validierung nicht bedeutet, Zustimmung zu suchen – sondern Wahrheit.
Cagan beschreibt Discovery nicht als chaotischen Prozess, sondern als strukturierte Suche nach dem Wert. Sie kombiniert Kundenverständnis, Design Thinking, technische Machbarkeit und Business-Ziele – und bringt sie vor der Umsetzung in ein sinnvolles Verhältnis.
Das Ergebnis ist kein besserer Plan. Sondern ein besseres Produkt. Weil es auf echten Erkenntnissen beruht.
Fazit
Discovery ist nicht das Gegenteil von Delivery – sondern ihre Voraussetzung. Wer gute Produkte bauen will, beginnt nicht mit dem Bauen. Sondern mit dem Verstehen.
Nicht alles, was logisch klingt, funktioniert. Aber vieles, was zunächst unsicher wirkt, kann mit einem guten Gespräch klarer werden.
Darum gilt: Wer früher fragt, kommt weiter.