Nutzt das jemand?

„Das grösste Risiko ist, dass das Produkt keinen echten Wert liefert – dass es einfach nicht nützlich ist.“ — Marty Cagan

Viele Funktionen entstehen, weil sie gefordert werden. Vom Kunden. Vom Management. Von der Logik heraus. Doch nach der Umsetzung passiert oft etwas Ernüchterndes: Niemand nutzt sie wirklich. Diese Übung stellt eine einfache Frage – und eine unbequeme: Was von dem, was du anbietest, wird wirklich gebraucht? Und was ist vielleicht nur da, weil es jemand gut gemeint hat?

Worum es geht

Diese Übung hilft dir, einzelne Produktbestandteile auf ihre tatsächliche Relevanz zu prüfen. Nicht im Sinne von KPIs, sondern durch einen ehrlichen, menschlichen Blick. Sie zeigt dir, wo du Aufwand in Dinge steckst, die kaum Wirkung haben – und wo vielleicht genau der Mut fehlt, loszulassen.

Die Übung

Diese Übung funktioniert besonders gut mit bestehenden Produkten oder Angeboten. Du kannst sie alleine machen oder im Team – als Review, Priorisierung oder Klarheitsschärfung.

Schritt 1: Wähle eine konkrete Funktion oder ein Angebotselement

Such dir ein Feature, einen Bereich deines Produkts oder eine einzelne Leistungskomponente aus. Etwas, das heute existiert – aber über dessen tatsächliche Bedeutung du nicht ganz sicher bist.

Schritt 2: Stelle drei einfache Fragen

  1. Wer nutzt das?
  2. Warum nutzt diese Person es?
  3. Was würde passieren, wenn es morgen nicht mehr da wäre?

Wenn du keine klaren Antworten findest oder viele „kommt drauf an“-Sätze auftauchen, ist das ein Signal. Vielleicht sogar ein doppeltes: für fehlendes Verständnis und fehlende Relevanz.

Schritt 3: Entscheide, was du mit dieser Erkenntnis tust

Du musst nichts sofort streichen. Aber du kannst entscheiden: Willst du das Feature verbessern, damit es wirklich nützlich wird? Willst du herausfinden, warum es nicht genutzt wird? Oder willst du bewusst sagen: Das darf gehen – weil es nicht gebraucht wird.

Reflexionsfragen

  • Was bieten wir an, das kaum jemand nutzt – aber niemand infrage stellt?
  • Welche Funktionen leben mehr von Annahmen als von echter Nachfrage?
  • Und wie viel Mut bräuchte es, loszulassen, was nur auf dem Papier wirkt?

Das Prinzip dahinter

Ein gutes Produkt ist nicht das, was viel kann. Sondern das, was gebraucht wird – und zwar von echten Menschen, nicht hypothetischen Zielgruppen. Diese Übung bringt dich zurück zur Frage nach Wirkung. Nicht für deine Roadmap. Sondern für die Menschen, für die du entwickelst.

„Produktteams müssen sich nicht fragen, ob sie es bauen können – sondern ob es jemand nutzen wird.“
— sinngemäss aus Marty Cagan