Arbeit am Rande

„Shallow work is non-cognitively demanding, logistical-style work, often performed while distracted.“ — Cal Newport, Deep Work

Viele Arbeitstage wirken voll – aber leer. Du bist ständig in Bewegung, aber nichts kommt richtig voran. Du beantwortest E-Mails, wechselst Tabs, springst in Calls, reagierst auf Anfragen. Du arbeitest – und trotzdem hast du das Gefühl, dass nichts Tieferes entsteht. Cal Newport nennt das „Shallow Work“ – Arbeit, die erledigt wird, ohne Konzentration, ohne geistige Tiefe. Diese Übung hilft dir, sie zu erkennen – und ihr bewusst Grenzen zu setzen.

Worum es geht

Diese Übung macht sichtbar, wie viel deiner Arbeit am Rande passiert: nebenbei, unterbrochen, fragmentiert. Sie fordert dich nicht auf, radikal umzustrukturieren. Sie zeigt dir, wo du Tiefe verlierst, ohne es zu merken. Und sie schafft Bewusstsein für die Frage: Wo versickert eigentlich mein Potenzial?

Die Übung

Du brauchst keine Tools – nur Offenheit, genau hinzuschauen.

Schritt 1: Erstelle eine Liste deiner typischen Randarbeit

Nimm dir 10 Minuten und schreib auf, welche Aufgaben du regelmässig beginnst – aber nicht zu Ende denkst.

  • Was tust du oft „nur kurz“?
  • Wo springst du schnell rein, obwohl du weisst, dass du nicht wirklich Zeit hast?

Beispiele: Slack checken, parallel an Konzepten basteln, spontan auf E-Mails antworten, Aufgaben unterbrechen, um etwas „schnell zu erledigen“.

Schritt 2: Markiere, was du nur selten zu Ende bringst

Geh deine Liste durch und markiere, was du oft anfängst – aber selten mit wirklicher Konzentration beendest.

  • Welche dieser Aufgaben erzeugen am Ende keinen echten Fortschritt?
  • Welche erledigst du oft unter Zeitdruck, abgelenkt oder zwischen zwei Terminen?

Schritt 3: Wähle eine Sache – und tu sie heute anders

Entscheide dich für einen dieser Punkte. Und dann mach ihn heute anders: Bewusst. Am Stück. Ohne Ablenkung. Vielleicht dauert es nur 20 Minuten – aber es wird sich anders anfühlen. Es geht nicht um den Inhalt. Es geht darum, dich wieder für Tiefe zu entscheiden – dort, wo du dich sonst mit Reaktion begnügst.

Reflexionsfragen

  • Welche Arbeit fühlt sich am Ende des Tages leer an – obwohl sie viel Raum eingenommen hat?
  • Was mache ich oft, ohne mich wirklich damit zu verbinden?
  • Wo verliere ich Energie durch ständige Unterbrechungen?
  • Und wie würde es sich anfühlen, wieder selbst zu bestimmen, wann etwas meine volle Aufmerksamkeit verdient?

Das Prinzip dahinter

Nicht jede Arbeit braucht Tiefe – aber jede verdient Bewusstheit. Wer ständig in flacher Arbeit feststeckt, verlernt, was möglich ist, wenn Konzentration wieder zur Praxis wird. Diese Übung will dich nicht optimieren. Sie will dich erinnern: Du kannst gestalten, statt reagieren. Und das beginnt dort, wo du bereit bist, wieder bei dir zu sein – mitten im Tun.

„If you spend enough time in a state of frenetic shallowness, you permanently reduce your capacity to perform deep work.“
— Cal Newport