Warum Innovation Geduld braucht, nicht Genialität

Die Geschichte geht so: James Dyson hat seine ersten Prototypen im Gartenhäuschen gebaut. Der Staub flog durch transparente Rohre, die er selbst aus alten Verpackungen und Baumarktmaterial zusammengesetzt hatte. Seine Familie war genervt, das Geld war knapp, Investoren lachten ihn aus – und trotzdem hat er nicht aufgehört.

Nicht, weil er sicher war, dass es klappt. Sondern, weil er sicher war, dass das Problem lösbar ist.

Fokus ist kein Tunnel. Es ist eine Entscheidung.

Viele Menschen verwechseln Fokus mit Sturheit. Dabei geht es nicht darum, sich gegen alles andere zu verschliessen – sondern sich bewusst auf das zu konzentrieren, was wirklich zählt. Dyson hat sich nicht an der ersten Idee festgebissen. Er hat das Ziel nie aus den Augen verloren: einen beutellosen Staubsauger, der wirklich funktioniert. Der Weg dorthin war alles andere als linear.

"Designing something that people think they want is easy. Designing something they don’t yet know they need takes time – and patience." – James Dyson

Fokus ist nicht das Ergebnis einer klaren Welt. Es ist der Anker in einer unsicheren.

Beharrlichkeit ist nicht stur – sie ist strukturiert

Dyson hat nicht blind durchgezogen. Er hat systematisch dokumentiert, analysiert, verändert, angepasst. 5.127 Mal. Das ist keine Genialität – das ist Disziplin. Struktur. Und ein tiefes Verständnis für das Problem.

In Unternehmen wird Beharrlichkeit oft romantisiert oder verspottet: entweder als heldenhaft oder als verbohrt. Aber in Wirklichkeit ist sie etwas sehr Praktisches:

  • Eine gute Idee zu Ende denken.
  • Ein Experiment nicht zu früh abbrechen.
  • Ein Team nicht nach dem ersten Widerstand umstrukturieren.
Es gibt einen Unterschied zwischen etwas durchziehen – und sich treiben lassen. Beharrlichkeit heisst: Ich gestalte weiter, auch wenn ich noch keine Ergebnisse sehe.

Drei Reflexionsfragen für mehr Fokus und Beharrlichkeit

  • Was ist dein eigentliches Ziel – jenseits von kurzfristigen Erfolgen?
  • Welche Ablenkung fühlt sich dringend an, ist aber nicht wirklich wichtig?
  • Wo bräuchte dein Team mehr Geduld – und weniger Aktionismus?

Diese Fragen sind keine einmalige Übung. Sie wirken, wenn du sie regelmässig stellst – dir selbst und deinem Umfeld.

Was Führung damit zu tun hat

Fokus und Beharrlichkeit sind keine individuellen Tugenden. Sie werden geprägt durch Kultur. Durch Führung.

Wenn alles gleichzeitig wichtig ist, ist nichts wichtig. Wenn jeder Monat eine neue Strategie kommt, verliert die alte ihren Wert – bevor sie überhaupt wirken konnte. Dyson hat über fünf Jahre an seinem Staubsauger gearbeitet, ohne Umsatz, ohne Applaus. Wer das aushält, braucht ein Umfeld, das nicht nur auf das Ergebnis schaut, sondern auf den Weg.

"Ich suche keine schnellen Siege. Ich suche echte Lösungen." – sinngemäss, Dyson

Beharrlichkeit ist kein Heldenmythos. Sie ist Arbeit am Problem.

Die Fähigkeit, zu bleiben, wenn andere springen, ist kein Zeichen von Genialität. Sondern von Klarheit. Und Mut.

In einer Welt, die immer schneller wird, wird Fokus zur Reifeprüfung. Und Beharrlichkeit zur unterschätzten Superkraft.